Forschungszentrum Institutionelle Ästhetik
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DFG-Forschergruppe "Krisengefüge der Künste"

Krisengefüge der Künste
Institutionelle Transformationsdynamiken in den darstellenden Künsten der Gegenwart

 Kopfbildvorlage Krisengefuege_klein

Seit der Wiedervereinigung zeigt sich immer deutlicher ein Phänomen in der deutschen Theaterlandschaft: Die langfristige, existentielle Bedrohung der öffentlich geförderten Kultureinrichtungen. Die bemerkenswerte künstlerische Vielfalt der deutschsprachigen Theater- und Orchesterlandschaft wird im internationalen Vergleich immer wieder bewundert. Gegenwärtig wird diese jedoch von Unsicherheit über ihre tatsächliche gesellschaftliche Wertschätzung und ihr Zukunftspotential überlagert. Man spricht regelrecht von einer "Krise" (Schmidt 2017), die sich jedoch auf recht widersprüchliche Art und Weise manifestiert: Zum einen werden unter Sparzwängen der deutschen Kulturpolitik Theater und Orchester fusioniert oder ganze Sparten geschlossen, zum anderen wird das System jenseits rein ökonomischer Zwänge von Interessenverbänden und Medien selbst dort in Frage gestellt, wo kein Besucherrückgang, sondern verfestigte Publikumsstrukturen zu verzeichnen ist.

Das ortsverteilte und interdisziplinäre Forschungsprojekt Krisengefüge der Künste versteht unter ‚Krise‘ ein Bündel unterschiedlicher Faktoren, die institutionelle Veränderungen auslösen und zusammengenommen ein "Krisengefüge" bilden. Aufgrund der komplexen, von diversen Faktoren bedingten Struktur dieses Gefüges verfolgt die Forschergruppe das Ziel, eine neuartige interdisziplinäre Kooperation zwischen Geistes- und Sozialwissenschaften zu erproben. Erstmals sollen führende und für diese Fragestellung einschlägig profilierte WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenarbeiten, um ihre jeweils fachspezifischen Perspektiven auf den Forschungsgegenstand zu bündeln.

Dabei werden die Krisenfaktoren aus diskursgeschichtlicher, ästhetischer und soziologischer, arbeitswissenschaftlicher und kulturpolitischer Perspektive untersucht. Dem zugrunde liegt die These, dass Krisendiskurse eine in hohem Maße aktivierende und transformierende und nicht nur eine destabilisierende Funktion haben. ‚Krise‘ wird innovativ als ein Phänomen verstanden, das sich selbst hervorbringt, indem es beschrieben, zitiert und heraufbeschworen wird. Im Projektzusammenhang wird ein Krisengefüge als Geflecht spezifischer Konstellationen angenommen, deren gegenseitige Verknüpfung und Bedingtheit, Abhängigkeiten und Beeinflussungen aufgezeigt werden sollen.

Eine häufig feststellbare Trägheit der öffentlich geförderten Theater und Orchester steht im Widerspruch zu einer zunehmenden zu beobachtenden Öffnung für neue Formen und Formate. Inwiefern sind Krisendiskurse und ihre Ursachen nicht nur Symptom, sondern auch Motor der Transformation institutioneller Blockaden und Stillstände?

Weitere Informationen unter: www.krisengefuege.theaterwissenschaft.uni-muenchen.de